Heute morgen haben wir den Tag im Ghetto gestartet. Das „Ghetto“ war früher das jüdische Viertel, heutzutage aber nicht mehr so wirklich. Zwar leben noch rund 600 Juden in Venedig, aber lediglich 30 in diesem Bezirk. Nur die Synagogen und einige Läden erinnern noch an die jüdische Vergangenheit.
Wir besichtigen auch das Museo d’Arte Ebraica, das jüdische Museum, das vor allem Kultgegenstände wie Pessah- und Purim Teller zeigen.
Anschließend gehts zurück, durch das Rialto Viertel zum Punta della Dogana, dem alten Zollhaus. Hier könnte man eigentlich moderne Kunst betrachten, nur leider ist das Museum dienstags geschlossen, ebenso das Peggy Guggenheim Museum, in dem unter anderem Gemälde von Picasso, Dalí, De Chirico uvm. zu sehen ist. Vielleicht werden wir dem Museum noch einen Besuch abstatten, sind ja noch ein paar Tage hier.
Also geht es heute weiter auf unserer Tour zum Zentrum der Macht – dem Dogenpalast. Heute morgen war hier eine lange Schlange, jetzt am Nachmittag können wir so durchgehen, auch Dank der reservierten Tickets.
Hier residierte einst der Doge und hier tagten alle wichtigen Gremien der Stadt, deren Kaufleute jahrhunderteland den Mittelmeerhandel beherrschten. Entsprechend aufwendig ist der repräsentative Bau gestaltet, mit einer wunderschönen Fassade und kostbar ausgestatteten Prunkräumen im Inneren. Die düsteren Gefängnisräume zeigen die unerfreuliche Kehrseite der Macht.
Duch die Porta dell Carte gelangen wir in den Palast. Im Innenhof führt die Scala dei Giganti in das erste Stockwerk, gefolgt von der Scala d’Oro, der goldenen Treppe. Wir durwandern einen Prunksaal nach dem anderen, gefolgt von einem gigantischen Gemälde nach dem anderen, bis wir endlich zu der Seufzerbrücke gelangen die in die Gefängniskammern führt. Sie waren einst vollständig mit Tannenholz ausgeschlagen, sodass sie für die Gefangenen wie Särge wirken mussten – eine besonders gemeine Strategie psychologischer Einschüchterung.
Die „Seufzerbrücke“ erhielt erst im Zeitalter der Romanik ihren Namen, in der Vorstellung, dass die Gefangenen auf ihrem Weg ins Gefängnis von hier aus zum letzten Mal mit einem Seufzen einen Blick in die Freiheit der Lagune werfen konnten.
Wir stoßen auch einen Seufzer der Erleichterung aus, als wir den Eingang erreichen. Nicht dass es sich nicht gelohnt hat, den Dogenpalast mit all seinem Prunk zu besichtigen, aber es scheint, als seinen wir heute noch mehr gelaufen und möchten uns nur irgendwo hinsetzten uns was essen.
Das tun wir dann auch, direkt am Wasser, direkt gegenüber von unsererm Appartment.
Morgen wollen wir uns dann die Bienale ansehen.